111 Kilometer Akten. Der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs

Der Podcast gibt einen Einblick in die Arbeit des Stasi-Unterlagen-Archivs und fördert den Austausch mit den Nutzern der Akten. Sie diskutieren die Tätigkeiten der Mitarbeiter im Archiv und wer die Akten nutzt und warum. Forscher, Zeitzeugen und interessierte Personen diskutieren über die DDR und die Aktivitäten der Stasi. Der Podcast enthält Gespräche sowie Mitschnitte von Veranstaltungen zu historischen und aktuellen Themen, die mit dem Archiv und seiner Geschichte zusammenhängen. Jede Episode schließt mit einem historischen Tonausschnitt ab. Weitere Informationen sind auf der Website des Stasi-Unterlagen-Archivs unter www.stasi-unterlagen-archiv.de/podcast verfügbar.

Die neuesten Episoden:

Ep. 76 - Stasi-Akten nicht lesen

Ep. 76 - Stasi-Akten nicht lesen

In dieser Podcast-Episode diskutieren die Historikerin Dagmar Ellerbrock und der Psychologe Ralph Hertwig ein Forschungsprojekt, das sich mit der Frage beschäftigt, warum Menschen lieber nicht in Stasi-Akten schauen wollen. Die beiden Experten untersuchen die methodischen Herausforderungen, die damit verbunden sind, etwas zu erforschen, was nicht passiert. Sie stellen fest, dass es verschiedene Gründe dafür gibt, warum Menschen bewusst die Entscheidung treffen, nicht in die Akten zu schauen, und dass diese Motive oft sehr komplex sind. Das "gewollte Nichtwissen" kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel die Angst vor unangenehmen Entdeckungen oder die Sorge um den Verlust des Vertrauens in nahestehende Personen. Die Forschungsergebnisse werfen auch neue Fragen an Archive und die Aufarbeitung von Unrechtsvorwürfen auf, da sie zeigen, dass die Entscheidung, nicht in Akten zu schauen, kein Zeichen von Desinteresse oder Ignoranz ist, sondern ein komplexes soziales Phänomen, das weiter untersucht werden sollte.

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Ep. 75 - Tod in Stasi-Haft: Das Leben des Matthias Domaschk

Ep. 75 - Tod in Stasi-Haft: Das Leben des Matthias Domaschk

In dieser Podcast-Episode wird über den Tod des 23-jährigen Matthias Domaschk in der Untersuchungshaft der Stasi im April 1981 gesprochen. Dieses Ereignis schockierte seine Freunde und hatte langfristige Konsequenzen. Der Journalist und Autor Peter Wensierski, bekannt für seine Recherchen in Stasi-Unterlagen, hat sich intensiv mit dem Leben und den letzten Tagen von Domaschk auseinandergesetzt. Er gibt in dem Gespräch einen Einblick in seine aufwendige Recherche für ein Buch über diesen Fall. Wensierski versucht herauszufinden, was genau zu dem Tod von Domaschk geführt hat. Dabei stößt er auf Widersprüche und Ungereimtheiten in den offiziellen Dokumenten. Er interviewt ehemalige Mitgefangene und Mitbewohner, um mehr über Domaschk und seine Motive zu erfahren. Ein wichtiger Punkt sind auch die Geheimdienstaktivitäten der Stasi und ihre Taktik des "Zermürbungsdurchgangs". Wensierski zeigt auf, dass es oft schwierig ist, die Wahrheit herauszufinden, und dass viele Details des Falls im Dunkeln bleiben. Sein Buch soll dazu beitragen, die Erinnerung an Matthias Domaschk und andere Opfer der Stasi aufrechtzuerhalten und Licht in diese tragischen Ereignisse zu bringen.

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Ep. 74 - Wie die Charité Folgen der Stasi-Haft erforscht

Ep. 74 - Wie die Charité Folgen der Stasi-Haft erforscht

In dieser Podcast-Episode wird das Teilprojekt "Landschaften der Verfolgung" vorgestellt, das sich mit den Auswirkungen der politischen Haft in der DDR befasst. Die Forschung konzentriert sich insbesondere auf die körperlichen und psychischen Folgen dieser Erfahrung. Dabei spielen die Stasi-Akten eine wichtige Rolle, da sie Einblicke in die Haftbedingungen geben und den Forschern helfen, die Auswirkungen der Haft zu verstehen. Das Teilprojekt wird von der Charité und der Gedenkstätte Hohenschönhausen durchgeführt. Stefan Röpke und Tolou Maslahati von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité sowie Stefan Donth von der Gedenkstätte Hohenschönhausen erläutern, wie sie das Projekt umsetzen. Das Ziel der Forschung ist es, die langfristigen psychischen Folgen der politischen Haft zu verstehen und gezieltere therapeutische Ansätze für Betroffene zu entwickeln. Die Forscher führen Interviews mit ehemaligen politischen Häftlingen durch und analysieren ihre medizinischen Unterlagen, um mögliche Zusammenhänge zwischen der Haft und psychischen Erkrankungen wie Posttraumatischer Belastungsstörung zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Forschung sollen nicht nur zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen politischer Haft führen, sondern auch dazu beitragen, dass den Betroffenen angemessene Unterstützung und Therapieangebote zur Verfügung stehen.

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Ep. 73 - Wie Stasi-Generäle ihre Arbeit sahen

Ep. 73 - Wie Stasi-Generäle ihre Arbeit sahen

In dieser Podcast-Episode wird über den Dokumentarfilm "Alltag einer Behörde" gesprochen, der im Jahr 2002 veröffentlicht wurde und die Ansichten von neun hochrangigen Offizieren und Generälen des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) einfängt. Der Film wurde beim Campus-Kino 2022, einem Filmfestival in der ehemaligen Stasi-Zentrale, gezeigt. Der Regisseur Christian Klemke war einer der beiden Autoren des Films und spricht darüber, wie der Film zustande kam. Es wird darauf hingewiesen, dass es selten ist, dass die Verantwortlichen des Ministeriums öffentlich über ihre Arbeit sprechen. Der Film gibt daher Einblicke in den Alltag der Stasi und zeigt verschiedene Perspektiven von Offizieren und Generälen. Der Podcast geht jedoch nicht näher auf die Inhalte oder die Reaktionen auf den Film ein.

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Ep. 72 - Das Jahr 1971 - Machtwechsel in der DDR

Ep. 72 - Das Jahr 1971 - Machtwechsel in der DDR

Die Podcast-Episode behandelt den Machtwechsel innerhalb der SED im Jahr 1971. Unter dem neuen Generalsekretär Erich Honecker stieg der ehemalige Staatssicherheitsminister Erich Mielke in das Politbüro auf. Der Historiker Ronny Heidenreich, der am Editionsprojekt "DDR im Blick der Stasi" mitarbeitet, erklärt Hintergründe zu diesem Machtwechsel anhand von Stasi-Berichten an die SED-Führung. Diese Berichte enthielten Warnungen vor wachsender Unzufriedenheit aufgrund der Versorgungslage. Zudem gab es eine geheime Einschätzung von Erich Mielke bezüglich Honeckers Wahl.

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Ep. 71 - Das NS-Archiv der Stasi

Ep. 71 - Das NS-Archiv der Stasi

In dieser Podcast-Episode geht es um die Kontrolle der Dokumente der NS-Diktatur in der DDR durch das Ministerium für Staatssicherheit. Die Hauptabteilung IX, die für strafrechtliche Ermittlungen zuständig war, verwaltete ein geheimes NS-Archiv mit etwa 10 Kilometern an Akten. Das Archiv wurde verwendet, um Politiker in der Bundesrepublik, die eine geheime Nazi-Vergangenheit hatten, zu entlarven. Außerdem wurden unentdeckte NS-Verstrickte in der DDR dazu gedrängt, mit der Stasi zusammenzuarbeiten. Der Experte Henry Leide vom Stasi-Unterlagen-Archiv in Rostock hat umfangreich zu diesem Thema geforscht.

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Ep. 70 -

Ep. 70 - "Sibylle", die Stasi und ein Spielfilm

In der Podcast-Episode wird der Film "In einem Land, das es nicht mehr gibt" besprochen, der die kaum bekannte Modeszene der DDR und ihre Zeitschrift "Sibylle" porträtiert. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Aelrun Goette spricht über ihre Inspiration für den Film, ihre Erinnerungen an die DDR und die Bedeutung des Lesens ihrer Stasi-Akte. Die Modeszene in der DDR war bekannt dafür, dass sie von westlicher Mode beeinflusst war und gleichzeitig versuchte, einen eigenen Stil zu entwickeln. Die Zeitschrift "Sibylle" spielte dabei eine wichtige Rolle und war eine der wenigen Plattformen für Mode und Ästhetik in dieser Zeit. Goette beschreibt, wie sie durch ein Interview mit einer ehemaligen "Sibylle"-Mitarbeiterin auf diese Geschichte aufmerksam wurde und fasziniert davon war, wie diese Frauen trotz der Einschränkungen und Repressionen ihre Kreativität auslebten. Im weiteren Verlauf des Gesprächs spricht Goette über ihre Erinnerungen an die DDR und wie der Film ihr geholfen hat, diese Zeit noch einmal zu erleben. Sie erzählt, dass sie während der Dreharbeiten auch ihre Stasi-Akte einsehen konnte und wie sich dies auf sie ausgewirkt hat. Das Lesen der Akte war für sie einerseits schockierend, andererseits aber auch eine Möglichkeit, endlich Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie seit ihrer Kindheit hatte. "In einem Land, das es nicht mehr gibt" ist ein Film, der die Geschichte einer vergessenen Modeszene wieder zum Leben erweckt und gleichzeitig Einblicke in die persönliche Erfahrung der Regisseurin mit der DDR gibt.

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Ep. 69 - Kulturgutverluste und die Stasi

Ep. 69 - Kulturgutverluste und die Stasi

In dieser Podcast-Episode berichten Ralf Blum und Arno Polzin, Mitarbeiter des Stasi-Unterlagen-Archivs, von ihrer Recherche nach Beweisen für Kulturgutentziehungen und -transfers in der DDR. Sie stellen fest, dass dies nicht nur während des Nationalsozialismus, sondern auch in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR geschehen ist. Die beiden Forscher durchsuchen die Stasi-Unterlagen auf Hinweise und finden eine Vielzahl von Informationen, die auf solche Aktionen hinweisen. Sie erläutern, dass es verschiedene Gründe für die Kulturgutentziehungen gab. Zum einen wurden viele Objekte von ihren Eigentümern unter Druck gesetzt oder gar gewaltsam enteignet. Zum anderen war es auch üblich, dass die Stasi Kunstobjekte aus politischen oder ideologischen Gründen konfiszierte. Die Forscher geben Einblicke in die Vorgehensweise der Stasi bei der Durchführung solcher Aktionen. Sie beschreiben, wie Akten manipuliert oder vernichtet wurden, um Spuren zu verwischen. Dennoch konnten sie viele Fälle von Kulturgutentziehungen dokumentieren und sammeln Beweise für diese Praktiken. Abschließend betonen Blum und Polzin die Wichtigkeit dieser Forschung, um die Geschichte der Kulturgutentziehungen in der DDR aufzuarbeiten und den Opfern eine mögliche Rückgabe ihrer Kunstwerke zu ermöglichen. Sie hoffen, dass ihre Arbeit zu einem umfassenden Verständnis dieser dunklen Kapitel der Geschichte beiträgt.

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Ep. 68 - Die Akten meiner Mutter

Ep. 68 - Die Akten meiner Mutter

In dieser Podcast-Episode wird über die steigende Anzahl von Anträgen auf persönliche Akteneinsicht im Stasi-Unterlagen-Archiv berichtet. Silvia Bergmann schildert, warum sie einen Antrag für ihre verstorbene Mutter gestellt hat und möchte wissen, was mit ihrem Antrag geschehen wird. Das Stasi-Unterlagen-Archiv erhält jedes Jahr tausende Anträge auf persönliche Akteneinsicht. Neben den Anträgen von lebenden Personen werden nun auch vermehrt Anträge von nahen Angehörigen Verstorbener gestellt. Silvia Bergmann ist eine dieser Angehörigen und sie möchte herausfinden, was in der Bearbeitung ihres Antrags passieren wird. Die Episode thematisiert den rechtlichen Rahmen für die Akteneinsicht von Angehörigen Verstorbener und erklärt, dass diese Einsicht in bestimmten Fällen durchaus möglich ist. Nach einer kurzen Wartezeit erhält Silvia Bergmann schließlich eine Antwort auf ihren Antrag. Es wird betont, dass die Akteneinsicht eine bedeutsame Möglichkeit ist, Familiengeheimnisse aufzudecken und vergangene Ereignisse besser zu verstehen. Zum Schluss der Episode wird noch einmal auf die hohe Anzahl von Anträgen hingewiesen, die im Stasi-Unterlagen-Archiv eingehen. Die Bearbeitung dieser Anträge benötigt viel Zeit und Ressourcen, was die Mitarbeiter vor eine große Herausforderung stellt.

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Ep. 67 - Das Jahr 1959

Ep. 67 - Das Jahr 1959

In dieser Podcast-Episode wird über das Jahr 1959 in der DDR gesprochen und wie die Sowjetunion damit drohte, ganz Berlin in die DDR zu integrieren und eine zweite Blockade einzurichten. Zu dieser Zeit herrschte in der DDR Knappheit an Fleisch, Eiern und Blechen für die Autoproduktion. Die Historikerin Ann-Kathrin Reichardt hat die damals geheimen Berichte der Zentralen (Auswertungs-) und Informationsgruppe (ZAIG) des Ministeriums für Staatssicherheit zum Jahr 1959 ausgewertet. Diese Berichte wurden für die Edition "Die DDR im Blick der Stasi" verwendet.

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