gestern ist jetzt Podcast

Der Podcast "gestern ist jetzt" beschäftigt sich mit der Frage, wie der Nationalsozialismus bis heute in unserem eigenen Leben und in unseren Familien nachwirkt. Die beiden Journalistinnen Melanie Longerich und Brigitte Baetz versuchen, Antworten auf die Frage zu finden, wie sich ihre eigenen Großväter während des Nationalsozialismus verhalten haben. Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, interviewen die beiden Experten wie Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare. Aber auch andere Enkel*innen, die bereits weiter in ihrer Recherche sind als sie selbst, kommen zu Wort. Der Podcast bietet somit nicht nur einen persönlichen Einblick in die Familiengeschichte der Journalistinnen, sondern liefert auch Informationen und Hilfestellungen für Menschen, die sich ebenfalls auf der Suche nach Antworten befinden. Die beiden Journalistinnen wollen mit diesem Podcast einen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit leisten und dazu beitragen, dass die Geschichte des Nationalsozialismus nicht vergessen wird. Gleichzeitig soll der Podcast dazu ermutigen, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen und sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die neuesten Episoden:

#30 - Reiten im Nationalsozialismus

#30 - Reiten im Nationalsozialismus

Diese Podcast-Episode handelt von Melanie, die auf der Suche nach Informationen über die NS-Beteiligung ihrer Großeltern ist, insbesondere über ihren Großvater, der als Turnierreferent in einem SA-Reitersturm in Düsseldorf tätig war. Leider gibt es in der Stadt keinerlei Informationen darüber. Die Historikerin Nele Maya Fahnenbruck, die sich intensiv mit dem Pferdesport im Nationalsozialismus befasst hat, wird um Rat gebeten. Obwohl sich ihre Forschung hauptsächlich auf die Hamburger Reiter konzentriert, lassen sich viele Erkenntnisse auch auf Düsseldorf übertragen. Es wird deutlich, wie leicht es den Reitern fiel, sich für die NS-Ideologie zu begeistern. Insbesondere die Reiter-SS war an Kriegsverbrechen beteiligt, hatte aber nach dem Krieg kaum mit Konsequenzen zu rechnen, da ihre Netzwerke intakt waren. Heutzutage ist wenig über diese Thematik bekannt, und vielen Vereinen und Verbänden fehlt der Wille zur Aufarbeitung. Diese Episode ist vorerst die letzte, aber es bleibt offen, wie es weitergeht.

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#29 - Militärarchiv Freiburg

#29 - Militärarchiv Freiburg

Die heutige Podcast-Episode behandelt militärische Werdegänge und das Militärarchiv in Freiburg, das als Gedächtnis des deutschen Militärs gilt. Melanie besucht Archivar Thomas Menzel, der ihr dabei hilft, Informationen über den Einsatz und mögliche Verbrechen ihres Großvaters zu finden. Sie durchsuchen verschiedene Dokumente, darunter das Wehrstammbuch ihres Großvaters und die Unterlagen der Wehrmachtsoffiziere sowie der NS-Militärjustiz. Menzel gibt Melanie auch Ratschläge für ihre Recherche und weist darauf hin, dass nicht jede Wahrheit einfach ist. Recherchierende Enkel haben oft hohe Erwartungen an ihre Großväter und konfrontieren manchmal mit erschreckenden Verbrechen. Es ist wichtig, dass die Wahrheit jedoch sachlich und objektiv betrachtet wird. Am Ende der Episode ist Melanie dankbar für die Hilfe und ermutigt andere, ebenfalls nach Antworten in den Archiven zu suchen.

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#28 - Tagebücher im Nationalsozialismus

#28 - Tagebücher im Nationalsozialismus

Steuwer erklärt, dass es beim Lesen der Tagebücher wichtig ist, zwischen dem, was die Menschen geschrieben haben, und dem, was sie wirklich dachten, zu unterscheiden. Viele Menschen schrieben aus Angst vor Repressionen und konnten ihre wahren Gefühle und Meinungen nicht frei äußern. Daher sollten die Tagebücher im Kontext der damaligen Zeit und der politischen Situation betrachtet werden. Steuwer stellt außerdem fest, dass es keinen typischen Tagebuchschreiber gab. Es gab sowohl überzeugte Nationalsozialisten, die ihre Begeisterung für das Regime zum Ausdruck brachten, als auch Menschen, die ihre Ablehnung und Kritik daran festhielten. Viele Tagebücher waren jedoch von einer gewissen politischen Indifferenz geprägt, da sich die Menschen eher auf ihr persönliches Leben konzentrierten und den politischen Geschehnissen kaum Beachtung schenkten. Der Historiker betont auch, dass nicht alle Tagebücher gleichwertig sind. Manche sind sehr ausführlich und geben detaillierte Einblicke in das Leben der Menschen zur damaligen Zeit, während andere nur knappe Einträge enthalten. Zudem sind Tagebücher immer subjektive Aufzeichnungen und können von den wahren Ereignissen abweichen. Steuwer gibt abschließend den Rat, die Tagebücher als historische Quelle zu betrachten und sie nicht allein für die eigene Familiengeschichte zu nutzen. Es sei wichtig, sich mit anderen Quellen und Forschungsergebnissen auseinanderzusetzen, um ein umfassendes Bild der Geschichte zu bekommen.

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#27 - Abteilung PA

#27 - Abteilung PA

In dieser Podcast-Episode geht es um die "Personenbezogenen Auskünfte" im Bundesarchiv, wo man Informationen über die militärische Einheit und den Aufenthaltsort von Großvätern während des Krieges erhalten kann. Es wird erwähnt, dass man auch nach vermissten oder gefallenen Angehörigen suchen kann. Seit 2019 befinden sich die Unterlagen der Deutschen Dienststelle (ehem. WASt) im Bundesarchiv. Birgit Wulf, stellvertretende Referatsleiterin, erklärt, warum und wie man bei der Recherche vorgehen sollte. Sie berichtet auch von ihren eigenen Funden bezüglich Melanies Großvater Joachim.

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#26 - Displaced Persons

#26 - Displaced Persons

In der Podcast-Episode #26 zum Thema Zwangsarbeit tauschen sich Florian Urbański und die Historikerin Sarah Grandke von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme über die Folgen der Zwangsarbeit aus. Nach ihrer Befreiung lebten viele der zwangsverschleppten Zwangsarbeiter als "heimatlose Ausländer" in Deutschland, da sie entweder nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten oder wollten. Florian Urbańskis Großeltern sind ein Beispiel dafür. Sie wurden nach ihrer Zeit in verschiedenen DP-Lagern Mitte der 1950er Jahre in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb abgeladen und hatten Schwierigkeiten, dort anzukommen. Diese Familiengeschichte hat auch Florians Leben geprägt. Er erzählt von seinen Erfahrungen und wie er damit umgeht. Die Historikerin Sarah Grandke ordnet die historischen Hintergründe ein.

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#25 - Zwangsarbeit

#25 - Zwangsarbeit

In dieser Podcast-Episode erzählt Stefan Weger von seiner Suche nach der Wahrheit über seine Ururgroßmutter Luise, die Walerian Wróbel denunziert hatte, was letztendlich zu dessen Hinrichtung führte. Wróbel war als 16-jähriger polnischer Jugendlicher nach Deutschland verschleppt worden, um Zwangsarbeit auf dem Hof von Stefans Familie zu leisten. Stefans Geschichte ist ein Beispiel für die Grausamkeit des NS-Systems, das oft im Geschichtsunterricht in Bremen behandelt wird. Überraschenderweise erfährt Stefan, dass seine Ururgroßmutter die entscheidende Zeugenaussage gegen Wróbel gemacht hat, und dass in seiner Familie nie darüber gesprochen wurde. Stefan, der heute Fotograf in Berlin ist, erzählt von seiner bewegenden Suche und betont die Bedeutung, die Gegenwart nicht zu vergessen, da Zwangsarbeit auch heute noch stattfindet. Christine Glauning vom Berliner Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit erklärt die Komplexität des Themas und verdeutlicht, dass es Jahrzehnte dauerte, bis Deutschland endlich die Verantwortung dafür übernahm. Weitere Familiengeschichten können auf der Website www.gesternistjetzt.de gefunden werden.

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#24 - im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde

#24 - im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde

In dieser Podcast-Episode meldet sich Hörerin Leslie zu Wort und erklärt, warum der Begriff "Nazihintergrund" ihrer Meinung nach wichtig ist. Als Reaktion darauf besuchen die Gastgeber das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, wo man vieles über den "Nazihintergrund" der eigenen Familie herausfinden kann. Eine der Gastgeberinnen, Melanie, hat Glück gehabt, denn ihr Großvater hatte eine interessante Akte im Archiv. Diese beinhaltet seine Bewerbung für einen Job im Ministerium für die besetzten Ostgebiete. Thomas Pruschwitz vom Recherchedienst Ad Acta hilft dabei, die Akte richtig zu interpretieren, und die Recherche führt zu einer überraschenden Wendung in der Suche nach Melanies Großvater.

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#23 Sinti und Roma

#23 Sinti und Roma

In dieser Podcast-Episode #23 spricht Francesco Arman, der neue Sozialdezernent für die Linke in Gießen, über die hartnäckigen Stereotype gegenüber Sinti*zze und Rom*nja. Als erster Sinto in diesem Amt in seiner Stadt erzählt er auch von der Verfolgung seiner Familie durch die Nazis. Es ist ihm wichtig, dass die Mehrheitsgesellschaft nicht länger die Oberhand über die Vergangenheit und Gegenwart hat. Karola Fings, Historikerin an der Forschungsstelle Antiziganismus der Uni Heidelberg und Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus des Bundestages, ordnet Francescos Geschichte ein und gibt Tipps zur Recherche. Sie betont, wie wichtig es ist, dass die Gesellschaft endlich aufmerksam zuhört, wenn es um Geschichten von Verfolgung und Diskriminierung geht.

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#22 Krieg

#22 Krieg

Die Menschen in der Ukraine leben derzeit im Kriegszustand, während ihre Wohnhäuser zerstört werden, Sirenen ertönen und Schutzkeller zum Schutz vor Angriffen dienen, obwohl sie oft ohne Strom und Wasser sind. Viele Hörer haben sich bei den Podcast-Machern gemeldet und berichtet, wie sehr sie das Thema beschäftigt, da es auch ihre eigene Familiengeschichte betrifft. Iris Wachsmuth, eine Soziologin und Biografieforscherin, wurde in der 22. Episode des Podcasts interviewt, um darüber zu sprechen, wie Menschen mit solchen Erfahrungen umgehen können und welche Auswirkungen dies auf die Gesellschaft hat. Insbesondere in einer Gesellschaft, in der viele Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen von Krieg und Flucht leben, ist es wichtig, Wege zu finden, um mit den Erinnerungen und emotionalen Belastungen umzugehen. Wachsmuth betont die Wichtigkeit des Erzählens und des Zuhörens als therapeutische Mittel, um die Vergangenheit zu verarbeiten. Sie stellt außerdem fest, dass es wichtig ist, die individuellen Erfahrungen anzuerkennen und zu respektieren, da sie das Verständnis und die Empathie für Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen verbessern können. Es gibt jedoch auch Herausforderungen, wie den Umgang mit Traumata und die Frage nach Gerechtigkeit für vergangene Verbrechen.

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#21 Widerstand

#21 Widerstand

In dieser Podcast-Episode geht es um den kommunistischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten nach der "Machtergreifung" am 30. Januar 1933. Direkt nach der Machtübernahme wurden Kommunisten verfolgt und in die Illegalität gedrängt. Der Reichstagsbrand einen Monat später ermöglichte offizielle Verfolgung und Unterdrückung der politischen Gegner durch die "Reichstagsbrandverordnung". Tausende wurden verhaftet, verhört und inhaftiert. Die Enkelin eines kommunistischen Widerstandskämpfers namens Anton Melchers, Christa Bröcher, wird in Düsseldorf interviewt. Außerdem wird mit der Historikerin Mareen Heying von der Fernuniversität in Hagen über den praktischen Widerstand im Nationalsozialismus und die Unterschätzung der Rolle von Frauen gesprochen. Die Suche nach den eigenen Großeltern, die im Widerstand waren, wird ebenfalls thematisiert.

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