Sternstunde Philosophie Podcast

Der Podcast "Sternstunde Philosophie" behandelt seit über 25 Jahren die großen Fragen der Gegenwart. Dabei werden führende Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik eingeladen, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in diesem einzigartigen Fernsehformat zu teilen. Der Podcast bietet klärende Analysen und lebensnahe Denkanstöße, um neue Einsichten zu gewinnen und kritische Impulse zu geben. Das Ziel ist es, Aufklärung für das 21. Jahrhundert zu bieten.

Die neuesten Episoden:

Miranda Fricker – Wissen und Macht

Die Philosophin Miranda Fricker hat in ihrem Buch "Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens" aufgezeigt, wie Sprache und Wissen die Welt verändern können. Sie verdeutlicht, dass wir über ein Sprachrepertoire verfügen müssen, um Missstände überhaupt ansprechen zu können. Zum Beispiel war es für Opfer von Stalking schwierig, ihre Bedrohung deutlich zu machen, solange der Begriff "Stalking" nicht existierte. Zudem spielt auch die Glaubwürdigkeit einer Person eine große Rolle, abhängig davon, wer spricht. Stereotype und Vorurteile tragen zu Missständen bei, die wir erst erkennen, wenn wir genauer über Sprache, Wissen und Macht nachdenken. Jedoch können Worte auch mächtig sein, um Missstände zu beheben. Ein Dankeschön oder eine Entschuldigung zur rechten Zeit können alles verändern. In einem Gespräch mit der Moderatorin Barbara Bleisch thematisiert Miranda Fricker diese Zusammenhänge und zeigt auf, wie Sprache und Wissen die Beziehungen zwischen Menschen beeinflussen.

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Severin Dressen – Warum es Zoos geben muss

In dieser Podcast-Episode wird die kontroverse Frage diskutiert, ob Zoos Stätten der Vergangenheit oder Ausdruck einer tierfreundlicheren Zukunft sind. Während einige den Wert von Zoos für Bildung und Artenschutz betonen, fragen andere, ob es ethisch vertretbar ist, Wildtiere ihrer Bewegungsfreiheit zu berauben und sie als Objekte des Staunens in Gehegen zu präsentieren. Severin Dressen, Direktor des Zoo Zürich, verteidigt jedoch die Bedeutung und den Wert von Zoos, insbesondere für den Schutz der Artenvielfalt und die Forschung. Er betont, dass Zoos Orte der Begegnung und Faszination sind und dass sich moderne Formen artgerechter Haltung entwickeln. Die Geschichte des Zoos spiegelt das sich ändernde Verhältnis von Tier und Mensch wider. Es wird auch diskutiert, ob die Erde im Zeitalter des Anthropozäns zu einem großen Zoo werden könnte.

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Dipesh Chakrabarty – Wie lange ist unser Planet noch bewohnbar?

In dieser Podcast-Episode spricht der indische Historiker Dipesh Chakrabarty mit Yves Bossart über die Bewohnbarkeit der Erde und die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur. Chakrabarty plädiert für ein Umdenken, weg von der menschlichen Perspektive und hin zu einem Denken in unmenschlichen Zeiträumen. Er argumentiert, dass der Mensch im Anthropozän zur bestimmenden Kraft des Planeten geworden ist, was zu einem massiven Verlust an Biodiversität und Umweltkatastrophen führt. Diese Folgen betreffen nicht nur die Menschen, sondern auch andere Arten. Chakrabarty bezeichnet den Klimawandel als Einleitung einer neuen Ära der menschlichen Geschichte, die er als "planetarisches Zeitalter" bezeichnet. Um als Spezies eine Zukunft zu haben, müssen wir laut Chakrabarty völlig neu über die Beziehung zwischen Mensch und Natur nachdenken.

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Adom Getachew: Werden wir den Kolonialismus je überwinden?

In dieser Podcast Episode wird über das preisgekrönte Buch "Die Welt nach den Imperien" von Adom Getachew gesprochen. Das 20. Jahrhundert war geprägt von der Dekolonisierung, aber die jungen Nationalstaaten mussten feststellen, dass sie nicht die Gleichberechtigung erreichten, die sie sich erhofften. Die Autorin erzählt von den Kämpfen dieser Zeit, die bis heute anhalten. Die Kolonialgeschichte hat Menschen versklavt, Kulturen und Landschaften geplündert und das Vermächtnis dieser Geschichte wirkt bis heute. Insbesondere in Afrika hat dies zu Armut und Zerstörung geführt. Die antikolonialen Denker hatten damals hohe Ideale und Visionen für eine neue Weltwirtschaftsordnung und ein geeintes Afrika. Adom Getachew ist eine äthiopisch-amerikanische Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Universität in Chicago. Sie erzählt in ihrem Buch die Geschichte des Kolonialismus und entwirft aus diesem historischen Vermächtnis eine Vision von postkolonialem Kosmopolitismus. Im Podcast-Gespräch mit Barbara Bleisch diskutieren sie darüber, was globale Gerechtigkeit heute bedeutet und wie mit Statuen von Kolonialherren umgegangen werden sollte. Der Fokus liegt darauf, wie die Geschichte des Kolonialismus uns lehren kann, besser mit den gegenwärtigen Herausforderungen umzugehen und eine gerechtere Welt zu schaffen.

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Was spricht noch für die Ehe? Der Philosophische Stammtisch

Die Podcast-Episode diskutiert den aktuellen Status der Ehe aus feministischer Sicht. Trotz hoher Scheidungsraten und steuerlicher Nachteile bleiben viele Menschen in der Schweiz weiterhin daran interessiert, sich zu verheiraten. Die Politologin Emilia Roig argumentiert, dass die Ehe abgeschafft werden sollte, da sie ein Produkt des patriarchalischen Systems ist, das Frauen unterdrückt. Liebe und Freundschaft könnten auch ohne staatliche oder kirchliche Institutionen gefeiert und versprochen werden. Es wird auch darüber diskutiert, ob es heute freier möglich ist, die Ehe zu wählen, und ob dies ein Argument für ihre Beibehaltung ist. Die Diskussionsrunde besteht aus Barbara Bleisch, Wolfram Eilenberger, Emilia Roig und Svenja Flasspöhler.

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Boris Cyrulnik – Trauma und Resilienz

Der französische Neurologe und Psychiater Boris Cyrulnik überlebte als Kind den Holocaust, als seine Eltern von den Nazis getötet wurden. Er wuchs in verschiedenen Pflegefamilien und Heimen auf und litt sein ganzes Leben unter diesem Trauma. Heute ist er 85 Jahre alt und ein international anerkannter Experte für Traumata und Resilienz. Cyrulnik hat mehrere Bestseller geschrieben und erforscht als Professor in Toulon die Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu überwinden und daran zu wachsen. In einem Podcast-Interview mit Yves Bossart spricht Cyrulnik über seine Biografie, den Umgang mit Traumata, Resilienz und die Ursprünge des Fanatismus. Er betont, dass jeder Mensch unterschiedlich auf Traumata reagiert und dass Resilienz erlernbar ist. Menschen können durch die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten und den Aufbau stabiler Beziehungen lernen, mit belastenden Erfahrungen umzugehen und sie zu überwinden. Cyrulnik warnt jedoch davor, Resilienz als Allheilmittel zu betrachten, da dies die traumatische Erfahrung und das individuelle Leiden nicht ausreichend berücksichtigt. Er betont auch, dass Fanatismus und extremere Ideologien oft aus einer tiefen Verzweiflung und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Identität entstehen und daher mit einer empathischen Herangehensweise angegangen werden müssen. Cyrulniks Biografie und Forschungsergebnisse zeigen, dass es möglich ist, selbst aus den schlimmsten Traumata und Gewalterfahrungen zu wachsen und ein erfülltes Leben zu führen. Seine Arbeit hat das Verständnis für Traumata und Resilienz erweitert und bietet Hoffnung für Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

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Muttersein: Natürlich kompliziert!

In dieser Podcast-Episode wird über Mutterschaft und Kinderlosigkeit diskutiert. Die Entscheidung für oder gegen ein Kind wird als soziale und nicht als biologische Entscheidung betrachtet, die mit Sinn, Glück, Selbstverwirklichung und Verantwortung verbunden ist. Der gesellschaftliche Erwartungsdruck auf Frauen, Mütter zu werden, wird thematisiert, ebenso wie die Entscheidung von Frauen, kinderlos zu bleiben. Die eigene Kindheit und die Beziehung zur eigenen Mutter spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen Kinder. Mütter stehen unter ständiger Beobachtung und Kritik, während kinderlose Frauen oft unverständlich behandelt werden, obwohl sie trotzdem glücklich sein können. Die Episode endet mit einem philosophischen Gespräch zum Muttertag mit Johanna Dürrholz, Sarah Diehl und Catherine Newmark, moderiert von Barbara Bleisch.

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Norbert Bolz: Lob des alten weissen Mannes

In dieser Podcast-Episode wird die Debatte über den "alten weißen Mann" und traditionell männliche Tugenden behandelt. Norbert Bolz, Medienwissenschaftler und konservativer Publizist, widerspricht der Behauptung, dass der "alte weiße Mann" schuld an allen Übeln wie der Klimakrise, Kriegen und Kolonialverbrechen sei. Er plädiert dafür, traditionell männliche Tugenden und das Erbe des "alten Europa" zu bewahren und zu schützen, anstatt vor Political Correctness und der Cancel Culture einzuknicken. Bolz sieht die westlichen Demokratien und Universitäten in einem kulturellen Bürgerkrieg, in dem linkerseits Technologiefeindlichkeit und Traditionsvergessenheit die Grundlagen der Demokratie gefährden. Er legt seine Vision eines kommenden Konservatismus dar, mit dem die offene Gesellschaft verteidigt und die Klimakrise bewältigt werden könne.

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Schöne neue Arbeitswelt?

In dieser Podcast-Episode wird darüber gesprochen, wie sich die Arbeitswelt verändert und wie Unternehmen für die Zukunft aufgestellt werden können. Es wird betont, dass Flexibilität, geteilte Verantwortung, flache Hierarchien und mobiles Arbeiten wichtig sind, um in einer dynamischen, unsicheren und komplexen Welt wettbewerbsfähig zu sein. Jedoch wird auch diskutiert, dass viele Angestellte überfordert und ausgelaugt sind. Die Frage nach dem Menschenbild, das der Forderung nach Selbstorganisation und Selbstführung zugrunde liegt, wird aufgeworfen. Zudem wird die Bedeutung von Unternehmensethik in der heutigen Zeit beleuchtet, insbesondere in Anbetracht von ethischen Verfehlungen in Unternehmen wie dem aktuellen CS-Debakel. Schließlich wird auch die Verbindung zwischen den Lehren antiker Philosophen und modernem Management thematisiert. In der Diskussion werden diese Themen von Heike Bruch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, und Martin Ebeling, Philosoph und Leiter des Business Programms der "School of Life" in Berlin, erörtert.

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Wer rettet den Kapitalismus vor sich selbst?

In dieser Podcast-Episode wird über die Frage diskutiert, ob der Kapitalismus in Zeiten von Banken-, Klima- und Schuldenkrisen abgeschafft werden sollte. Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann und die Politikphilosophin Katja Gentinetta stimmen darin überein, dass der Kapitalismus Vorteile wie Demokratie und Wohlstand gebracht hat und Menschen aus der Armut geholfen hat. Gentinetta ist daher gegen eine Abschaffung des Kapitalismus, sieht jedoch die Notwendigkeit eines schonenderen Umgangs mit Ressourcen aufgrund der Klimakrise. Sie vertraut auf Innovation, Effizienzsteigerung und grünes Wachstum als Lösungen. Herrmann hingegen ist pessimistisch und argumentiert, dass der Kapitalismus auf Wachstum basiert, das wiederum eng mit fossilen Energien verbunden ist. Alternative Energien seien noch nicht weit genug entwickelt, um eine grüne Wende ohne grundlegende Systemveränderungen zu ermöglichen. Es wird darüber gestritten, ob man Vertrauen in die menschliche Innovationskraft oder die Lektionen der Geschichte setzen sollte. Das CS-Debakel wird als Beispiel dafür genannt, dass grundsätzliche Systemfragen diskutiert werden müssen.

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